ADFC Hessen: Nachrichten

15.11.2019

Die Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg an der S6 ist schon in Vorbereitung

Rückenwind für den Wetterau-Radschnellweg

Unter dem anschaulichen Motto "Die Bahn baut, wir bauen mit" hatten der ADFC Bad Vilbel, der ADFC Frankfurt sowie der hessische Landesverband am 31. Oktober zur Informationsveranstaltung über den vom ADFC-Arbeitskreis vorgeschlagenen Wetterau-Radschnellweg nach Bad Vilbel eingeladen. Die Grundidee: Parallel zum viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn, auf der auch die S-Bahnlinie 6 verkehrt, soll zwischen Frankfurt am Main und Bad Nauheim ein Radschnellweg entstehen - durchgehend vier Meter breit, mit möglichst wenig Querungen, beleuchtet und mit Winterdienst versehen. (Siehe auch hier)

Ministeriumsmitarbeiter Dr. Klaus Dapp (Bildmitte) erläuterte die Fördermöglichkeiten des Landes für den Radschnellweg

Paul van de Wiel, stellvertretender Vorsitzender des ADFC Hessen begrüßte die rund 50 Teilnehmenden im Bad Vilbeler Pfarrzentrum - überwiegend sogenannte "Stakeholder", die unmittelbar mit der Realisierung des Projekts zu tun haben: Die Deutsche Bahn, neben deren Gleisen gebaut werden soll, der Wetteraukreis und die Kommunen, die der Radschnellweg verbindet - bis zur Stadt Frankfurt. Aber auch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie Verkehr und Wohnen (HMWEVW), der Regionalverband FrankfurtRheinMain und Hessen Mobil waren vertreten.

Ein Potenzial von 2.750 Rad Fahrenden pro Tag

Die souverän agierende Moderatorin Gabriele Wittendorfer hatte die Informationsveranstaltung eher als Workshop denn als klassisches Bürgergespräch konzipiert. Im ersten Teil der Veranstaltung erläuterte Dr. Klaus Dapp vom HMWEVW das Konzept eines hessischen Radhauptnetzes, das sinnvolle Korridore und das Potenzial für mögliche Radschnellwege aufzeigen soll: "Das Land unterstützt den Ausbau des Radnetzes durch die Kommunen nicht nur fachlich durch Qualitätsstandards und Musterlösungen, sondern auch finanziell. Das gilt auch für eine Radschnellverbindung in die Wetterau. So sehen wir auf dem Abschnitt zwischen Frankfurt und Bad Vilbel ein Potenzial von rund 2.750 Fahrten pro Tag, der den Ausbaustandard einer Radschnellverbindung rechtfertigt", erläuterte Dapp.

Christian Euler vom ADFC Bad Vilbel zeigte auf, dass es keineswegs exotisch ist, Radverbindungen an einer Bahnstrecke zu bauen: ganz ähnliche Projekte gebe es im Großraum Hamburg und an der Ruhr. In Hessen könne sich bei Egelsbach am ersten fertig gestellten Abschnitt des Radschnellwegs Frankfurt-Darmstadt jeder ein eigenes Bild davon machen, wie angenehm sich auf einer solchen Verbindung Rad fahren lasse.

Auch die Deutsche Bahn hätte einen Nutzen

Julian Fassing von der DB Netz AG räumte Befürchtungen aus, die Deutsche Bahn könnte ein Bremsklotz für den Radschnellweg sein. Im Gegenteil: Die Bahn begrüße diese komplementäre Form der Infrastruktur, die den Umweltverbund gegenüber dem motorisierten Individualverkehr stärke. Für die Bahn könnte ein parallel verlaufender Radweg auch ein Plus an Fahrgästen bedeuten, weil die Bahnhöfe besser erreichbar würden.

Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, hatte den Wetterau-Radschnellweg bereits im Sommer als "FRM 6" zu einem von insgesamt neun zu bauenden Raddirektverbindungen der Region ausgerufen. Die Rolle des Regionalverbands beschrieb er als eine besonders aktive: "Wir hören nicht mehr bei der Beauftragung der Machbarkeitsstudie auf, wir wollen selbst Radwege realisieren und als Bauherr auftreten", sagte Kötter.

Der Erste Beigeordnete bedankte sich außerdem für die Impulse des ADFC, welche das Projekt maßgeblich vorangebracht hätten: "Der ADFC ist sehr engagiert für einen Radschnellweg aus der Wetterau nach Frankfurt. Christian Euler vom Bad Vilbeler ADFC hat mich diesbezüglich schon angesprochen, lange bevor es irgendwelche Korridorstudien oder ähnliches gab. Nun gibt es Rückenwind für das Projekt und ich freue mich sehr, dass wir mit dem Regionalverband FrankfurtRheinMain die Federführung dafür übernehmen werden. Mit unserer Radwegeoffensive wollen wir dafür sorgen, dass künftig neun Radschnellwege die Region durchziehen, einer davon - der FRM 6 - von der Wetterau nach Frankfurt."

Die Machbarkeitsstudie ist bereits in Sichtweite

Auch ein ganz konkretes Datum für den weiteren Projektverlauf nannte Kötter: Der Regionalverband FrankfurtRheinMain hat die Kommunen und Wetteraukreis bereits für den 4. Dezember eingeladen. Auf der Tagesordnung steht die Initiierung der Machbarkeitsstudie für den Wetterau-Radschnellweg.

"Dass es in wenigen Monaten gelungen ist, von der ersten Idee eines bahnbegleitenden Radschnellwegs in der Wetterau zu konkreten Gesprächen für eine Machbarkeitsstudie zu kommen, ist ein enormer Erfolg für unseren ADFC-Arbeitskreis, auf den wir zu Beginn des Jahres zwar gehofft haben, aber mit dem wir nicht rechnen konnten", kommentiert Christian Euler die jüngste Entwicklung.

Im zweiten Teil der Veranstaltung trafen die Teilnehmenden in Kleingruppen abwechselnd mit drei Fachleuten zum intensiven Informations- und Meinungsaustausch zusammen: Antje Quitta vom Regionalverband stand Rede und Antwort zum Thema Machbarkeitsstudie, Klaus Dapp informierte über Fördermöglichkeiten von bis zu 90 Prozent, die das Land Hessen für Raddirektverbindungen bereitstellt und Professor Jürgen Follman von der Hochschule Darmstadt erläuterte Qualitätsanforderungen und Streckendesign.

Nach Ansicht des Wissenschaftlers geht an einem Netz von Radschnellwegen in der Rhein-Main-Region kein Weg vorbei: "Die Verkehrswende geht uns alle an und beginnt im Kopf. Im Fokus steht die Nahmobilität: Klimaschutz, saubere Luft und persönliche Gesundheit erfordern Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem ÖPNV. Wer neue Wege gehen will, muss hierfür alte Pfade verlassen", so Follmann.



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