Was nützt die Fahrrad-Codierung?

Dies ist eine regelmäßig gestellte Frage, wenn unser Codierteam in Aktion ist. Selbst alte ADFC-Hasen sind nicht immer von der Effizienz der Fahrradcodierung überzeugt. Einerseits irritiert das, andererseits gibt es uns die Chance, unsere Erfolge vor einem größeren Publikum auszuplaudern. Hier eine Auswahl typischer Beispiele aus der Praxis:

Polizei Obernburg (Bayern) hat seit Wochen ein gefundenes Rad im Keller. Der Code führt zu einer Adresse im ca. 30 km entfernten Aschaffenburg. Innerhalb einer halben Stunde ist der telefonische Kontakt zur Eigentümerin hergestellt und der Fall geklärt.

Mail aus Ludwigshafen (RLP): Ein in Pirmasens gekauftes Gebrauchtrad trage, wie man erst jetzt bemerke, eine Codierung PS... Könnte es gestohlen sein? Der Händler wisse nicht mehr, von wem er das Rad in Zahlung genommen habe. Anruf bei der zuständigen Gemeindeverwaltung, ob jemand, auf den die Initialen zutreffen, an besagter Adresse wohne. Drucksen, schließlich fällt das unter den Datenschutz. Mit Hilfe der eingeschalteten Polizei konnte der Anfrager doch eine Antwort bekommen und schläft seither wieder ruhiger. Es war nicht geklaut.

Vor einigen Monaten codierten wir ein nagelneues Fahrrad in Frankfurt am Main. Die Eigentümerin erzählte, dass praktisch alle Räder aus dem Fahrradkeller ihrer Wohnanlage gestohlen wurden, darunter ein eigenes. Die wenigen codierten Räder dagegen seien stehen geblieben. Das habe sie überzeugt.

Monheim/Rheinland. Einem 64Jährigen wurde die Garage aufgebrochen und sein codiertes Rad entwendet. Zufällig sah noch am selben Tag eine Polizeistreife einen Jugendlichen, der bei Rot über die Kreuzung fuhr, und hielt ihn an. Dabei wurde die Codierung entdeckt. Dem Ertappten blieb nichts Anderes übrig, als den Einbruch zuzugeben.

Telefonische Anfrage aus Jügesheim in Hessen. Beim Hund Gassi-Führen wurde im Gebüsch ein codiertes Fahrrad entdeckt. Eigentümerin ist Sabine D. aus der gleichen Gemeinde, die beim Telefonat bestätigt, noch gar keine Verlustmeldung erstattet zu haben. Ein Tag später war das Gefährt wieder wohlbehalten in ihrem Hause.

Laut Zeitungsbericht stoppte die Polizei in Brandenburg kurz vor der Grenze einen Transporter, in dem sich u. a. ein codiertes Rad befand. Ein spontaner Kontrollanruf an der schnell ermittelten Adresse überführte die Diebe. Der Transport über die Grenze gelang nicht.

Lübeck (SH): Einer Studentin kam ihr codiertes Rad abhanden. Tage später kontrollierte die Polizei eine zum Auslaufen nach Polen bereite Barke, auf der sich über hundert Räder eng an eng befanden. Die Codierung ermöglichte, die Bande hochgehen zu lassen.

Neubrandenburg/Mecklenburg-Vorpommern: Dort gab eine Radlerin bei der Polizei zu Protokoll, dass sie ihr gestohlenes Rad auf dem Gelände einer Schule entdeckt habe. Da es codiert war, bestand kein Zweifel an ihrer Eigentümerschaft. Die Polizei beobachtete den Fundort und konnte einen 17Jährigen festnehmen.

Ravensburg (BaWü). Hier berichtete uns eine aus Niedersachsen zugezogene Frau, dass sie ihr gestohlenes Rad am Straßenrand wieder entdeckte. Die Polizei ließ sich aufgrund der Braunschweiger Codierung überzeugen, dass es ihr Eigentum war, und knackte das Schloss.

Deutschlandweit haben die bearbeitenden Behörden nicht den gleichen Kenntnisstand und/oder Zugriffsmöglichkeit zum System anderer Bundesländer. Aufgrund der jahrelangen Beschäftigung mit der Vereinheitlichung der Codesysteme konnten wir helfen, auch verzwickte Probleme zu lösen. Unsere Expertise ist dann gefragt, wenn die normale Vorgehensweise der Ämter nicht zum Erfolg führt. Unsere manchmal unkonventionelle Arbeitsweise (z.B. Telefonate außerhalb der amtlichen Dienstzeiten) zeitigt dann gelegentlich schnellere und bessere Ergebnisse. Nachstehend die eher untypischen Beispiele, denn von den täglichen Erfolgen der Polizei und der Fundämter, codierte Räder zu dechiffrieren und ihren Eigentümern zuzuordnen, erfahren wir hier nichts.

Fundamt Frankfurt am Main hat ein Fahrrad mit der Kennung KM330 beginnend. Weder der Kreis Kamenz (Sachsen) noch die damalige Gemeinde existieren noch. Dennoch Code entschlüsselt und Eigentümerin, die in Frankfurt bei einer Sparkasse arbeitet, binnen 24 Stunden ermittelt und kontaktiert.

Die Polizei Heidelberg fragt an, ob wir ein dort gefundenes Rad mit Frankfurter Codierung entschlüsseln können. Da von uns selbst vor 12 Jahren codiert und die Adresse auch im Telefonbuch noch existent ist, rufen wir spontan dort an. Der damalige Eigentümer ist zwischenzeitlich verstorben. Die zufällig gerade anwesende Enkelin, die in Heidelberg studiert, bestätigt, dass ihr das Rad dort abhanden kam.

Auf sehr verschlungenen Pfaden über Hamburg und Bremen kam die Anfrage der Polizei Ulm (BaWü). Dort war ein Rad gefunden worden mit einer sehr originellen Codierung AO/935530AIH. Grübel Grübel! Ein Kfz-Kennzeichen AO existiert nicht. Könnte es A-Null sein, also Augsburg? Es war die Lösung des Rätsels.

Kassel (Hessen). Anruf der Parkverwaltung Wilhelmshöhe, dass dort ein codiertes Fahrrad sichergestellt worden sei. Der Code führte nach Hannover. Das dortige Einwohnermeldeamt nannte einen Namen, auf den die Initialen zutrafen. Leider meldete sich nur der Anrufbeantworter. Wir baten um Rückruf. Es meldete sich kurz darauf eine Dame, die noch zu einem Klinikaufenthalt in Kassel weilte und bei einem Ausflug ihr Rad im Park unzulässig an einen Baum angeschlossen hatte.

Fundamt Elmshorn (Schleswig-Holstein) fragt per Mail, ob wir eine Hamburger Codierung entziffern können. Das Rad sei seit zwei Monaten in Gewahrsam, die Polizei habe anhand der Rahmennummer und des Codes keinen Eigentümer ausfindig machen können. Zugegeben, die Codierung war unorthodox. Mit Hilfe einer Nachbarin, die die Briefkästen an der mutmaßlichen Adresse inspiziert, gelingt uns binnen einer Stunde die Ermittlung der Eigentümerin.

Anfrage der Ordnungsbehörde Schöneck (Wetterau), ob wir bei der Entzifferung eines eigenwilligen Codes behilflich sein könnten. Wir kontaktierten eine Nachbarin, die verriet, dass die mutmaßliche Eigentümerin noch im Urlaub sei. Zehn Tage später fand diese auf ihrem Anrufbeantworter die Mitteilung der Gemeinde, wo sie ihr Rad abholen könne. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie den Diebstahl noch gar nicht bemerkt gehabt.

Anfrage der Polizei Marl (NRW): dort sei ein Fahrrad, dessen Code sie nicht entziffern könnten. Es stammt aus Ludwigsburg (BaWü). Dortiger Bewohner der Adresse tippt auf Peter F., der vor fünf Jahren an den Gardasee verzogen ist und dort einen Bootsverleih betreibt. Binnen 24 Stunden erhalten wir von dort eine e-mail, dass es sich um sein Fahrrad handelt.

Jahr für Jahr werden in Frankfurt etwa viertausend Räder der Polizei als gestohlen gemeldet, die nicht gemeldeten Diebstähle dürften mindestens gleich hoch sein. Die Aufklärungsquote ist unter 5%. Gleichzeitig werden vom Fundamt der Stadt jedes Jahr 500 Räder versteigert, weil sich ihre Eigentümer nicht ermitteln lassen. Darunter befand sich gerade mal ein codiertes Rad, wo sich herausstellte, dass an der ermittelten Adresse nie jemand polizeilich gemeldet war, auf den die Initialen zutreffen. Da sind auch wir mit unserem Latein am Ende.

Experten der Polizei behaupten, bisher unwidersprochen, dass etwa 80 % der Bestohlenen ihre Räder nicht so beschreiben können, dass damit konkret ermittelt werden kann. Selbst die auf den Kaufbelegen gefundenen Rahmennummern müssen nicht immer stimmen. Und selbst wenn, sind sie häufig schwer am Gefährt zu entdecken, weil häufig überlackiert, verdreckt oder durch Komponenten überdeckt. Konkurrierende alphanumerische Sequenzen tun ein Übriges, um Verwirrung zu stiften, welche die richtige ist.

Übrigens: Uns ist bundesweit noch kein Fall bekannt geworden, wo die Codierung zu einem Rahmenbruch geführt hat. Bei etwa zwei Millionen codierter Räder ist das bemerkenswert. Wenn einzelne Händler und Hersteller darauf verweisen, dass ihre (freiwillige) Garantie bei Codierung erlösche, fragen wir uns immer, ob sie ein uncodiertes, aber gestohlenes Rad ersetzen würden.

 



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