Chronik - 30 Jahre ADFC Hessen (1986-2016)

Teil 2

Ein Ansprechpartner für Wiesbaden

Rückblende: Darmstadt, Mitte der 80er Jahre. Verkehrsplaner Dr. Jürgen Wolf sucht Wege, die aus der Sackgasse "autogerechte Stadt" herausführen. In seiner Heimatstadt leitet er den ADFC, und er steht im engen Kontakt mit dem Rathaus. Das bringt Erfolge: Die ersten verkehrsberuhigten Zonen entstehen. Aber Wolf will mehr, zum Beispiel Radfahrstreifen auf den innerörtlichen Landesstraßen. Dafür braucht er die hessischen Straßenbauämter und das für Verkehr zuständige hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik.

Ein Einzelner droht sich hieran die Zähne auszubeißen. Wo ist das Gremium der Radlerlobby, das sich gegenüber den Landesbehörden in die Bresche wirft? Einen Landesverband müsste es geben! Wie in Nordrhein-Westfalen. Wolf findet im Frankfurter Harald Braunewell einen Gleichgesinnten, und so gründet man am 20. August 1986 den Landesverband Hessen. Den Vorstand bilden Wolf als Sprecher sowie Braunewell und Armin Krause als Stellvertreter, Schatzmeisterin wird Christina Romeis. "Mitglieder sind die ADFC-Bezirksvereine in Hessen", heißt es in Rad & Tat, dem Mitgliederrundbrief des Bezirksvereins Rhein-Main.

Harald Braunewell

Die Bezirksvereine sind in den 80er Jahren die wichtigste Gliederungseinheit des ADFC unterhalb der Bundesebene. Sie bilden die entscheidenden regionalen Plattformen, um Radverkehr und -tourismus praktisch zu entwickeln. Die Bezirksvereine sind auch für die Mitgliederverwaltung zuständig. In Hessen spielen neben dem Bezirksverein Rhein-Main auch die Bezirksvereine Nordhessen/Südniedersachsen und Rhein-Neckar eine Rolle.

Als Sprecher des neuen hessischen Landesverbands nimmt Wolf Kontakt zum Ministerium auf. Nicht nur um Mittel für den Bau von Radverkehrsanlagen wirbt er, er möchte auch Gelder, um den Radverkehr durch Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Fortbildung zu fördern. Der ADFC Hessen legt seine "Empfehlungen für die Neufassung der Grundsätze für den Bau von Radverkehrsanlagen des Landes Hessen" vor. Und eine konkrete Projektidee Wolfs lässt sich realisieren: Im Landkreis Darmstadt-Dieburg werden in Zusammenarbeit mit dem Ministerium und dem zuständigen Straßenbauamt erste Radstreifen auf Kreuzungen von Bundes- und Landesstraßen markiert.

Wegweisender Kongress

Die erste Veranstaltung des Landesverbands ist ein großer, internationaler Fachkongress: "Fahrrad - Stadt - Verkehr" im Frankfurter Volksbildungsheim am 2. und 3. April 1987. Es kommen über 400 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz, Italien, Österreich, Schweden, Dänemark und Holland. Auch aus den USA und sogar aus Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs reisen Teilnehmer an. "Tausende von Einladungen gingen per Post in alle Welt, die Auslandsadressen brachte ich mühsam über persönliche Kontakte zusammen", erinnert sich Wolf. Ein Referent mit kurzer Anreise ist Erhardt Vortanz vom Bezirksverein Rhein-Main: "In Frankfurt gab es damals viele engagierte ADFCler, aber Jürgen Wolf wusste als einziger, wie man so eine Veranstaltung organisieren muss."

Einige Monate später gibt Wolf eine zweibändige Tagungsdokumentation heraus, die in den folgenden Jahren als Standardwerk zum Radverkehr zitiert wird. Thesen wie: "Nicht die fehlenden, die vorhandenen Radwege sind das Problem!" stimmen heute noch. Als Prolog zur Bundeshauptversammlung des ADFC 1988 in Offenbach veranstaltet der Landesverband das Fachseminar "Umfassende Verkehrsberuhigung".
weiter mit Teil 3


Teil 1: Politische Radtour in Kassel

Teil 3: Neue Strukturen und die Zehn-Millionen-Mark-Frage

Teil 4: Kontroverse Themen beim Abwasch, Spendenaufrufe und erste Projekte

Teil 5: Kontinuität kehrt ein, Vernetzung fern und nah

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