Chronik - 30 Jahre ADFC Hessen (1986-2016)

Teil 3

Neue Strukturen

Im Juli 1989 übernimmt Armin Krause aus Wiesbaden den Vorsitz im Landesvorstand. Ende der 80er Jahre ist neben dem Grundsatzprogramm die anstehende Strukturreform das große Thema im ADFC. Damit es nur noch eine regionale Ebene gibt, sollen die drei in Hessen aktiven Bezirksvereine mit dem Landesverband fusionieren. Aber wollen die das auch? Viele würden alles gern einfach beim Alten belassen! Der Landesverband richtet eine Kommission zur Vorbereitung der Fusion ein, in die alle Bezirksvereine eingeladen werden.

Als wesentlichen Vorteil der Reform sieht Krause, dass administrative Aufgaben wie die Mitgliederverwaltung jetzt vom Landesverband übernommen werden, so dass Kreis- und Stadtverbände, deren Gründung jetzt möglich ist, Handlungsspielräume gewinnen: "Unsere Aktiven vor Ort sollen sich unbeschwert von internen Verwaltungsaufgaben der politischen Arbeit im Sinne des ADFC widmen können", wirbt Krause für die Reform.

Der Vorstand des ADFC Hessen 1991

Als der Landesverband am 16. Februar 1991 in Marburg seine Satzung für die Fusion mit den Bezirksvereinen anpasst, stehen auch Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Armin Krause tritt nicht mehr an. Nachfolger wird Dr. Ingolf Biehusen aus Frankfurt, der bisher noch kein höheres Amt im Bezirksverein inne hatte. Das gilt als Vorteil. So hat er in der aufgeheizten Situation am ehesten die Chance, Akzeptanz für die Strukturreform zu schaffen.

Die Situation ist knifflig: "Der ADFC Hessen umfasst den Bezirksverein Rhein-Main, den größten Teil des Bezirksvereins Nordhessen/Südniedersachsen und etwa 20 Prozent des Bezirksvereins Rhein-Neckar, der sich unglücklicherweise auf dem Gebiet von gleich drei Bundesländern befindet", heißt es 1991 in Rad & Tat. Doch es ist noch komplizierter, denn der Bezirksverein Rhein-Main reicht de facto vom Saarland bis in den Aschaffenburger Raum.

Ingolf Biehusen 1991

Zu einer entscheidenden Versammlung reist sogar Bundesvorsitzender Karl-Ludwig Kelber an. Und der Landesvorstand entwickelt eine besondere Strategie: Um den inneren Zusammenhalt zu festigen, finden die Vorstandssitzungen an wechselnden Orten unter Beteiligung der lokalen Gliederungen statt. "So tagten wir in Marburg, in Kassel, in Arolsen, in Gießen, in Bensheim und natürlich in Frankfurt", erinnert sich Biehusen - "Es waren spannende Gespräche, bis ich von allen die Zustimmung bekam."

Die Zehn-Millionen-Mark-Frage

Die Mühe lohnt sich. Der Bezirksverein Rhein-Main geht als erster im ADFC Hessen auf, die anderen folgen. 1991 übernimmt der Landesverband die Verwaltung der damals 4.540 hessischen Mitglieder von den Bezirksvereinen. Jetzt erfasst die neue Landesgeschäftsstelle in der Eckenheimer Landstraße in Frankfurt Neueintritte, Umzüge und andere Änderungen und meldet sie nach Bremen weiter. Zur Betreuung der nordhessischen Gebiete wird eine Bezirksgeschäftsstelle in Kassel eingerichtet. Im Sommer ist die Lage bereits so entspannt, dass süd- und nordhessische ADFCler gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten radeln - und für den Herbst ein Gespräch mit Verkehrsminister Ernst Welteke vereinbaren.

Der 29. November 1991 ist, der Jahreszeit entsprechend, ein kühler und trister Tag. Für das Ministergespräch überlegen sich Gerstein und Biehusen neben guten Argumenten auch eine plakative Forderung: Wie weit könnte man den Radwegebau in Hessen bringen, setzte man dafür die Kosten von nur einem einzigen Kilometer neugebauter Autobahn im Landesetat an? Das wären zehn Millionen Mark! Da runzelt der Minister die Stirn, und seine Antwort entspricht ganz dem Novemberwetter.

Harald Doenst und Volkmar Gerstein 1991

Die ADFC-Aktiven erschüttert das nicht. Rückschläge wegzustecken haben sie längst auf lokaler Ebene gelernt. Nach dem turbulenten Fusionsjahr zieht sich Biehusen aus beruflichen Gründen aus dem Landesvorstand zurück. Mit Harald Doenst wird nun erstmals ein Nordhesse Landesvorsitzender.
weiter mit Teil 4


Teil 1: Politische Radtour in Kassel

Teil 2: Ansprechpartner für Wiesbaden und ein wegweisender Kongress

Teil 4: Kontroverse Themen beim Abwasch, Spendenaufrufe und erste Projekte

Teil 5: Kontinuität kehrt ein, Vernetzung fern und nah

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