ADFC Hessen: Nachrichten

11.05.2015

Wiesbaden: 1. ADFC-Codierseminar ausgebucht!

Die fast 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten ein abwechslungsreiches und vor allem informatives Seminarprogramm. Nicht nur theoretisches Wissen wurde vermittelt, es gab auch Gelegenheit, neue Technologien zu testen und mit dem klassischen Kirba-Gravurverfahren unmittelbar zu vergleichen!

Polizeihauptkommissar Thomas Schoemann, Leiter der Zweiradgruppe des Polizeipräsidiums Frankfurt am MainPolizeihauptkommissar Thomas Schoemann aus Frankfurt

Trotz etwas beengter Räumlichkeiten in der Jugendherberge Wiesbaden und Übernachtung in Mehrbettzimmern waren alle Teilnehmer mit vollem Elan und größter Aufmerksamkeit bei der Sache. Polizeihauptkommissar Thomas Schoemann, Leiter der Zweiradgruppe des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main, machte den Anfang. Er berichtete über die Täter, Tatgelegenheiten und -örtlichkeiten. Den klassischen Fahrraddieb gibt es zwar noch, doch tummeln sich darüber hinaus viele Tätertypen in diesem Deliktbereich herum,

  • organisierte Bandenmitglieder, die es zumeist auf hochwertige Räder abgesehen haben und internationale Absatzmärkte bedienen,
  • Drogenabhängige, die mit dem Verkaufserlös ihre Sucht finanzieren,
  • Gelegenheitstäter, die den schnellen Zugriff nutzen, zumeist bei ungesicherten bzw. schlecht gesicherten Rädern,
  • Kinder / Jugendliche, die mobil sein wollen und/oder sich kein eigenes Rad leisten können
  • Täter, die nur schnell von A nach B wollen und das Rad irgendwo abstellen u.v.m.

Oftmals werden die Räder nicht nur als Ganzes gehehlt, lukrativ ist auch der Teilemarkt. Nicht nur Flohmärkte eignen sich dafür, vieles wird auch über die Internetbörsen vertickt.

Beliebte Tatörtlichkeiten sind unbewachte Abstellflächen in den Stadtzentren, z. B. Zeil, Konstabler Wache in Frankfurt am Main, Universitäten/Fachhochschulen sowie Schulen im Allgemeinen, Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder oder spezielle Sportveranstaltungen, z. B. Triathlons, wo zumeist sehr hochwertige Sporträder entwendet werden. Zum materiellen Schaden für den Eigentümer kommt der enorme Imageschaden für den Veranstalter, gegen den der Beutewert nicht selten ein Klacks ist.

Die Seminarteilnehmer schätzten die Infos aus erster HandAufmerksame Seminarteilnehmer

Als besonders wichtig hält Schoemann fest, dass durch die Arbeit seiner Zweiradgruppe mehr Täter in U-Haft gingen als zuvor und die Aufklärungsquote deutlich gesteigert werden konnte. Die erfolgreiche Arbeit seines Teams hat aber auch andere Auswirkungen: ständig müssen mehrere hundert Räder verwaltet und asserviert werden, so dass die Raumkapazitäten oftmals an Grenzen stoßen. Deutlich brachte Schoemann zum Ausdruck, dass die Fahrradcodierung ein probates Mittel gleichermaßen aus präventiver als repressiver (Polizei-)Sicht ist. Codierte Räder lassen sich unmittelbar dem Eigentümer zuordnen und können einen Anfangsverdacht begründen, dem sich weitere Maßnahmen anschließen können bis hin zur Festnahme des Täters.

Außerdem wünscht er sich ein bessere Anzeigenverhalten der Geschädigten. Sie bringen häufig den Diebstahl nicht zur Anzeige, obwohl eine Strafanzeige bequem von zu Hause über die Onlinewache unter www.polizei.hessen.de. gestellt werden kann. Hintergrund ist letztlich, dass sichergestellte Räder dem Eigentümer aufgrund der fehlenden Anzeige einhergehend mit den fehlenden Daten nicht zugeordnet werden können.

Bereits zur Einleitung der Veranstaltung hob Claus Opfermann, neben Alfred Linder, einer der Initiatoren des Seminars, die Bedeutung der Fahrradcodierung für eine Fahrraddiebstahlprävention hervor. Eine effektive Vorbeugung beinhaltet zudem geeignete Zweiradschlösser, Erfassung der Daten in einem Fahrradpass bzw. in der Fahrradapp und die Bereitstellung geeigneter Abstellmöglichkeiten. Nicht nur die Städte und Kommunen sind hier gefordert, auch die Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienverwaltungen, -eigentümer etc sollten dafür sorgen, dass Räder im Quartier diebstahlshindernd an- bzw. verschlossen werden können.

Online-Registrierung bei Code-No.com

Dr. Markus Krechting, Code-No.comDr. Markus Krechting

Eine gute Ergänzung zur Fahrradcodierung ist die zusätzliche online-Registrierung der Räder bei der Sicherheitsfirma CODE-No.com. Dr. Markus Krechting stellte sein Unternehmen und dessen Philosophie sehr anschaulich und praxisorientiert vor. Das Unternehmen wurde 2007 in Frankfurt am Main gegründet und bietet über individuelle Labels die Möglichkeit, Eigentum vor Verlust und Diebstahl zu schützen. Bereits über 6 Millionen CODE-Nummern befinden sich im Umlauf und werden als Diebstahlsicherung, z.B. für Fahrräder oder als Kennzeichnung für Handy, Schlüsselbund, Kamera und andere mobile Gegenstände, genutzt. Über 93 % der so registrierten Produkte konnten nach ihrem Auffinden wieder zu ihren Eigentümern zurückgebracht werden. Die häufig aufwändige Einlagerung bei Fundämtern unterbleibt, was die Rückführung immens beschleunigt; der Finder nimmt unmittelbar Kontakt mit Code-No.com auf, das seinerseits den Eigentümer über das Auffinden des Wertgegenstandes verständigt. Persönliche Daten der Finder und der Eigentümer bleiben dabei anonym. Der Rücktransport erfolgt durch Code-No.com zu fairen Transportpauschalen.

Das Etikett für Fahrräder besteht in einer speziellen, stark klebenden Folie, die sich nur mühsam entfernen lässt. Das macht es Dieben schwerer, den unrechtmäßig erlangten Gegenstand einfach weiterzuverkaufen, und wird manchen Langfinger vom Diebstahl abschrecken. Angestrebt und teilweise schon verwirklicht ist der Ansatz, dass Wertgegenstände bereits bei ihrer Produktion dauerhaft mit Codes gekennzeichnet werden und diese später kostenfrei vom Käufer nur noch zu aktivieren sind. Die Präsentation von Code-No.com überzeugte, der Einsatz bei Codieraktionen wird mit den Vorständen besprochen. Weitere Informationen unter www.code-no.com

Praxis-Arbeit nach der Mittagspause

Innovative Codier-TechnikInnovative Codier-Technik

Frank Schmitz und sein Kollege Dirk Dörschler von der Remscheider Firma SIC-Markierung waren voll in ihren Element, als es darum ging, eine Alternative zum klassischen Oberflächenfräser der Fa. KIRBA vorzustellen. Zunächst theoretisch und dann praktisch. Ergänzt wurden die Darstellungen von Alfred Linder, der mit seinem "Nadler" schon mehrere hundert Räder gekennzeichnet hat. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, übrigens von Orts- und Kreisverbänden aus dem gesamten Bundesgebiet einschl. eines Vertreters vom Bundesvorstand, Gereon Broil, konnten es kaum erwarten, den praktischen Nutzen des SIC 69 in der Akkuversion - zu testen. Überzeugend ist die einfache Handhabung und die vielfältige Anwendung der Technik. Ohne viel Schnickschnack ist der Code an Rahmen oder anderen geeigneten Stellen sauber angebracht - ohne lange Einarbeitungszeit zu benötigen. Ein wesentlicher Faktor ist auch die Zeitersparnis - in ein bis zwei Minuten ist die Kennzeichnung angebracht. Doch der Preis von über 6tsd Euro für ein Akkugerät bzw. 5tsd für die einfachere Version zähmte die spontane Begehrlichkeit vieler Teilnehmer. Die anschließenden Diskussionen drehten sich daher vielfach um gemeinsame Anschaffung eines Gerätes durch mehrere Gliederungen, zusätzliche Rabatte und Zuschüsse sowie die Hoffnung, Sponsoren, z.B. Versicherungen, ins Boot holen zu können. Kurzum: allseits große Begeisterung, aber vor Ort ist sicher noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, ehe sie sich verwirklichen lässt. Auskünfte über Alfred Linder, ADFC Frankfurt, der bereits seit einem Jahr damit sehr gute Erfahrungen gesammelt hat.

Aber auch die bis jetzt übliche KIRBA kann zu sehr erträglichen Kosten nachgerüstet werden. Alfred stellte die sog. "Mahler-Schiene" vor, die von dem ADFC-Mitglied Theo Mahler aus Friedrichshafen in Eigenregie entwickelt wurde und eine spürbare Erleichterung bei der Codierung problematischer Rahmen mit sich bringt. Außerdem verkürzt sich der Zeitaufwand pro Rad deutlich. Rund € 300 kostet dieses Gerät, mit dem sich die KIRBA in knapp einer Stunde dauerhaft aufrüsten lässt. Nebenbei stellte Alfred noch seine farbigen Füllstifte und den selbstgebastelten Setzkasten für die Verwahrung der Codierziffern und -Buchstaben vor.

Beim gemeinsamen Abendessen in der Jugendherberge und beim anschließenden Zusammentreffen beim "Italiener um die Ecke" wurde natürlich noch ausgiebig weiter debattiert und - was vor allem Intention der Ausrichter war - Erfahrungen ausgetauscht!

Der Sonntag war geprägt von der administrativen Seite der Codierung, sprich Organisation, Planung, Durchführung usw. einer Aktion! Sigrid Hubert vom KV Frankfurt stellte dieses an sich sehr trockene Thema souverän und sehr praxisnah vor. Zur Sprache kam ferner, wie sich eine Codiergruppe etabliert, wie zusätzliche Mitglieder angeworben werden, und wie man ein Team bei Laune hält. So wurde am Beispiel von Frankfurt nachgewiesen, dass es nicht notwendig ist, bisher schon Aktive auch noch für die Codierung zu keilen, sondern wie vormalige Nichtaktive sich nach und nach zu Stützen für den Verein entwickeln, sogar bis in die Vorstandsebene. Deutlich wurde, dass wir in Hessen - und das ist Alfred Linder und seiner Crew zu verdanken - so weit bei der Codierung vorne sind! Vor allem die außerhessischen Teilnehmer, u. a. aus Bayern, waren beeindruckt. Kurzum eine gelungene Veranstaltung, die ggf. periodisch - evtl im zwei- bis drei- Jahresrhythmus mit Schwerpunktthemasetzung - fortgesetzt werden sollte!

Einen besonderen Dank gilt Constanze Rottleuthner, die uns sehr viel organisatorische Arbeit im Vorfeld abnahm und natürlich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre rege Beteiligung.

Text: Claus Opfermann und Alfred Linder
Fotos: Claus Opfermann


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