Chronik - 30 Jahre ADFC Hessen (1986-2016)

Teil 4

Kontroverse Themen beim Abwasch

Der Vorstand setzt die bewährte Strategie wechselnder Sitzungsorte fort. Alle vier bis sechs Wochen geht es in einen anderen hessischen Landkreis. Die Treffen dauern in der Regel zwei Tage, so bleibt Zeit für Ortsbesichtigungen per Rad, oft mit der Presse im Tross. Doensts Stellvertreter Volkmar Gerstein beschreibt die mehrjährige Tournee des Landesvorstands durch Hessens Landkreise: "Kost und Logis waren meist privat organisiert, so dass selbst der gemeinsame Abwasch dazu beitrug, uns enger zusammenzuschweißen. Die Idee dahinter: Je besser wir uns kennen, umso strammer können kontroverse Themen besprochen werden."

Über Erfolge kann sich der immer noch junge Landesverband nun im touristischen Sektor freuen: 1993 gelingt es, mit Wirtschaftsministerium und Tourismusverband die AG Hessische Radfernwege zu initiieren. Sukzessive werden die Routen festgelegt und beschildert. Wesentliche Vorarbeit dazu hat der 2001 verstorbene Harald Braunewell geleistet, der auch als "Erfinder" des Frankfurter GrünGürtel-Radwegs gilt.

Spendenaufrufe und erste Projekte

In Frankfurt nimmt der Aufbau der Landesgeschäftsstelle mit Fritz Biel als Geschäftsführer und Peter Schepko für die Mitgliederverwaltung Gestalt an. Doch die Finanzen bereiten Sorgen. Biel ruft dazu auf, für das Büro Geld und Computer zu spenden - getragen von der Hoffnung, "dass ADFC-Mitglieder nicht nur im Ruf überdurchschnittlicher Intelligenz stehen, sondern auch über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen."

Das Jahr 1995 bringt einen doppelten Wechsel: Neuer Landesvorsitzender wird Klaus Montz aus Heppenheim, neuer Geschäftsstellenleiter - und später Geschäftsführer - wird Norbert Sanden. Mit der Amtszeit von Montz geht die zwar produktive, aber kräftezehrende Dauer-Tournee des Landesvorstands zu Ende. Die eigenen Projekte des ADFC Hessen rücken mehr ins Blickfeld: Eine Adressensammlung fahrradfreundlicher Unterkünfte, die zunächst Rad & Bett heißt, bietet als Bett+Bike, wie das Projekt schließlich genannt wird, eine gute Chance, die radtouristische Infrastruktur zu verbessern und sich hier stärker zu positionieren. Mit den Landesvorständen Rheinland-Pfalz und Saarland einigt man sich darauf, auch in diesen Bundesländern fahrradfreundliche Gastbetriebe zu zertifizieren. Bis heute betreut hier der ADFC Hessen Bett+Bike.

Die HR-Radtour 1995 bedeutet für Vorstand Thomas Petrich und sein Kasseler Orgateam eine Herkules-Aufgabe. Gemeinsam realisieren ADFC Hessen und der Sender die zweitägige Nordhessenfahrt. Die Resonanz übertrifft die Erwartungen: Rund 700 Teilnehmer zählt man, 250 davon treffen mit dem ADFC-Sonderzug aus Frankfurt ein. Hörfunk und Fernsehen berichten live über Tour und ADFC. Abends tanzen die Radler ausgelassen zur Live-Musik. HR-Redakteur Rüdiger Edelmann lobt den "überdimensionalen Einsatz" des ADFC, die Organisation sei "absolut perfekt" gewesen. Der HR spricht bereits von einer größeren, einwöchigen Tour 1996. Doch die kommt nicht zustande. Erst 2017 gelingt wieder eine Kooperation zwischen dem ADFC Hessen und der hr4-Radtour.

Mitte der 90er Jahre gilt die Angst vor Diebstahl als ein Haupthemmnis, das Rad im Alltag zu benutzen. Codierte Räder könnten Diebe von ihrer Tat abhalten, weiß Codier-Pionier Alfred Linder aus Frankfurt. Um starten zu können, kauft er ein Graviergerät. Der ADFC Hessen ersteht 1996 ebenfalls zwei Geräte. So kann es in Kooperation mit Kreisverbänden auch in der Fläche Codieraktionen geben. Tausende lassen ihr Rad mit dem Code versehen.

Seit der Smartphone-Ära gibt es in Hessen die "Codierung 2.0": Ein zusätzlich aufgebrachter QR-Code ermöglicht die Überprüfung, ob ein Rad als gestohlen gemeldet ist.
weiter mit Teil 5


Teil 1: Politische Radtour in Kassel

Teil 2: Ansprechpartner für Wiesbaden und ein wegweisender Kongress

Teil 3: Neue Strukturen und die Zehn-Millionen-Mark-Frage

Teil 5: Kontinuität kehrt ein, Vernetzung fern und nah

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